Was haben wir ihn sehnsüchtig erwartet?! Heute ist es endlich wieder so weit, wir zelebrieren den N-Day, den internationalen Tag der Nylonstrumpfhose!
Bevor wir euch allerdings die Upcycling-Eigenschaften dieses modischen Kleidungsstücks ein wenig näher bringen, hier noch etwas Theorie:
Nylon (für unsere Nerds: Polyhexamethylenadipinsäureamid) wurde 1935 von Wallace Hume Carothers entwickelt und in der Folge in den USA von DuPont auf den Markt gebracht; die erste Strumpfhose aus Nylon wurde um 1940 hergestellt. Zeitgleich wurden auch in Deutschland die Forschungen an einem ähnlichen Material abgeschlossen, dass dort den Namen Perlon erhielt. Dem Tag der Markteinführung von Nylonstrumpfhosen wurde so stark entgegen gefiebert, dass der 15. Mai 1940 als N-Day in die Geschichte einging und heute immer noch den Tag der Nylonstrumpfhose markiert. Warum? Nylon ist eines der robustesten Alltagsmaterialien, das die moderne Chemie hervorgebracht hat. Man sieht es ihm kaum an, aber Nylon ist quasi unkaputtbar. Das Problem dabei: die ersten Nylonstrumpfhosen waren so stabil, dass sie fast unbegrenzt hielten. Man ging deshalb relativ schnell dazu über dem Material UV-sensible Weichmacher beizumischen, um die Strumpfhosen zumindest bei Tageslicht langsam spröde werden zu lassen. Sonst wäre wohl nach kurzer Zeit der Markt gesättigt gewesen und die Strumpfhosenfabriken hätten wieder schließen können. Damit wurde die Nylonstrumpfhose neben der Glühbirne zu einem Paradebeispiel für geplante Obsoleszenz und unsere moderne Wegwerfwirtschaft.
Aber diese Rechnung wurde ohne uns gemacht! Wir erklären die geplante Obsoleszenz für obsolet und haben deshalb heute fünf Lifehacks zum Upcycling alter Nylonstrumpfhosen für euch:
Wachsflecken
Wachsflecken auf Textilien nerven! Wer hat schon Lust, jedes Mal Bügelbrett, Bügeleisen & Backpapier auszupacken und den Wachsfleck rauszubügeln? Ein Stück Nylonstrumpfhose schafft Abhilfe: dazu einfach die Nylonstrumpfhose schnell und intensiv über den Fleck rubbeln, ohne zu viel Druck auszuüben. Die Nylonstrumpfhose wärmt sich hierdurch sehr schnell auf und saugt dann das flüssig werdende Wachs aus dem befleckten Stück Stoff auf. Genial einfach!
Pflanztöpfe
Den Fuß alter Nylonstrumpfhosen kann man auch wunderbar in Pflanztöpfe spannen bevor man diese mit Erde befüllt. So verhindert man, dass die Erde die Abflusslöcher verstopft und sich im Topf Stauwasser bildet.
Was ist geplante Obsoleszenz?
Warum müssen wichtige Dinge immer so gähnend langweilige Namen bekommen? Obsoleszenz kommt vom Lateinischen obsoletus und bedeutet soviel wie überflüssig. Geplante Obsoleszenz meint also grob geplante Überflüssigkeit. Das hört sich erstmal komisch an, ist aber gar nicht so unlogisch. Wenn ein Unternehmen ein Produkt herstellt, das alle haben wollen, das aber nie kaputt geht, kann das Unternehmen höchstens so viele Produkte verkaufen, wie es Menschen gibt, die sich das Produkt kaufen können. Selbst, wenn alle Menschen auf der Erde das Produkt einmal kaufen würden, wäre bei knapp 8 Milliarden Stück Schluss. Was nun aber, wenn das Produkt immer wieder kaputt geht? Aha!
Das berühmteste Beispiel für geplante Obsoleszenz ist übrigens die Glühbirne. Wer hätte es gedacht, aber Glühbirnen halten anscheinend ewig, wie man am Beispiel der berühmten Glühbirne des Feuerwehrhauses von Livermore sehen kann. Die dortige Glühbirne spendet den Feuerwehrleuten bereits seit dem Jahr 1901 fast durchgängig Licht. Die Langlebigkeit von Glühbirnen wurde allerdings zum Problem für die Hersteller, die sich deshalb 1924 zu einem Kartell zusammentaten und beschlossen, von nun an kleine Produktionsfehler zu verbauen, die die Lebensdauer von Glühbirnen deutlich verkürzen. Wer sich nicht daran hielt, musste Strafe zahlen.
Seifenreste
Seifenstücke haben die unschöne Eigenschaft, mit abnehmender Größe immer flutschiger zu werden, bis man sie irgendwann gar nicht mehr in der Hand halten kann. Wenn ihr die Reste aber im abgeschnittenen Fuß einer Nylonstrumpfhose sammelt und oben zuknotet, könnt ihr euch mit dem Seifenstrumpf ohne Probleme die Hände waschen und eure Seifenreste aufbrauchen, statt sie wegzuwerfen.
Staubwischen
Die Reste von Nylonstrümpfen eignen sich hervorragend zum Staubwischen. Durch ihre elektrostatischen Eigenschaften entfernen sie mit wenig Mühe Staub auch aus den letzten Ecken. Ihr könnt die Nylonstrümpfe aber auch zum Reinigen und Polieren von empfindlichen Oberflächen wie Teflonpfannen, Lack oder Leder benutzen und könnt euch so teure Spezialschwämme und Tücher sparen.
Staubsauger-Filter
Die Ohrringe oder das Piercing sind plötzlich nicht mehr dort, wo sie eigentlich hingehören? Der Legostein, der euren Palastbau abschließen sollte, verschwindet auf nimmer Wiedersehen im Langhaarteppich? Die Spezialschraube eures Custom-Bikes verabschiedet sich beim Lösen unters Regal? Kein Problem: Nylonstrumpf mit einem Gummiband am Staubsaugerrohr fixiert und schon könnt ihr jeden noch so kleinen Gegenstand mit 1400 Watt Suchhilfe wiederfinden!