Seit mehr als 10 Jahren sieht bei mir jeder 1. Mai gleich aus. Ich wäre heute ziemlich verschlafen und müde von der letzten Nacht um 09:00 Uhr in Berlin Mitte zur DGB-Demo aufgeschlagen. Gegen 13:00 Uhr würde ich mich dann wieder auf den Weg von Mitte zum Brunch mit etwas ausgeschlafeneren Freund*innen in Kreuzberg machen. Nach dem Brunch schauen wir ein paar Konzerte auf dem Myfest an (ja, soll man nicht machen, weil Kommerz, aber naja…), bevor es gegen 18:00 Uhr zur revolutionären 1. Mai Demo geht, die um 20:00 Uhr endlich startet um dann um 21:00 Uhr schon wieder vorbei zu sein oder festzustecken.
Diesmal nicht! In diesem Jahr steht uns allen ein ziemlich einsamer 1. Mai mit Social-Distancing und Hashtag „Stay-at-Home“ bevor. Wie man den Arbeiter*innen-Kampftag trotzdem gebührend zelebriert, erfahrt ihr hier:
Los geht’s mit einer kleinen Einführung; was ist der 1. Mai und wer macht das?
Nachdem das geklärt ist, haben wir für euch noch 5 Tipps für einen 1. Mai auf Distanz vorbereitet:
1. Nimm an einer Online-Kundgebung teil. Hier geht es zur großen Kundgebung des DGB mit vielen Interviews, Statements und Live-Musik, unter anderem mit MIA & Konstantin Wecker (#Stimmung). Als Geheimtipp gibt es hier noch einen Stream von VirtualMayDay, mit internationalen Rede-, Musik- und Interviewbeiträgen zum 1. Mai aus der ganzen Welt.
2. Bastel ein Transparent mit deinen Forderungen an gute Ausbildung und Arbeit oder mit solidarischen Grüßen an Arbeiter*innen weltweit. Das kannst du aus dem Fenster hängen oder gut sichtbar an einem anderen Ort im öffentlichen Raum platzieren. Tolle Anleitungen zum Transpi-Basteln gibt es z.B. hier oder hier.
3. Poste unter dem Hashtag #SolidarischNichtAlleine etwas in den sozialen Medien und teile mit der Welt, was dich an Gesellschaft bewegt, wie du dir die Arbeit der Zukunft vorstellst, für wessen Arbeit du besonders dankbar bist und was für dich Solidarität bedeutet. Der Hashtag #SolidarischNichtAlleine ist eine Aktion des Deutschen Gewerkschaftsbunds.
4. Organisier dich! Das geht zum Beispiel indem man in eine Gewerkschaft eintritt. Das ist ganz einfach online möglich und kostet echt nicht die Welt. Trotzdem profitiert ihr auch als Azubis und Studierende bereits vom großen Netzwerk und der Unterstützung der Gewerkschaften.
5. Wühl dich durch Online-Petitionen, oder starte selbst eine. Auch digital kann man sich – nicht erst seit Corona – für die eigenen Rechte und Belange einsetzen. Das geht zum Beispiel mit Online-Petitionen, für die es eine ganze Reihe von Plattformen gibt. Eine der größten Anlaufstellen ist change.org, aber auch unsere Parlamente bieten hier (Bundestag) & hier (Europaparlament) Online-Tools zur Meinungsabfrage und Abstimmung an. Es gibt noch viele mehr, insbesondere auch auf regionaler Ebene; einziges Problem: wirklich bindende Ergebnisse produziert kaum eine der Plattformen. Aber das kann man ändern. Vielleicht reicht dazu ja mal jemand eine Online-Petition ein.
Und für alle, die sich den 1. Mai 2020 auf der Straße doch nicht nehmen lassen wollen: Haltet Abstand & geht respektvoll, friedlich und solidarisch miteinander um.